Zahava Szász Stessel (geb. Katalin Szász) Als ungarische Jüdin im KZ-Außenlager Markleeberg
Katalin Szász wird am 19. Januar 1930 als Tochter von Margit und Sándor Szász in Abaujszántó (Ungarn) geboren. Nach der deutschen Besetzung wird die Familie im Mai 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert.
Die 14-jährige Katalin wird an der Rampe in Auschwitz als „arbeitsfähig“ selektiert. Zusammen mit ihrer Schwester wird sie über das KZ Bergen-Belsen in ein Außenlager des KZ Buchenwald nach Leipzig-Markleeberg deportiert. Für die SS müssen die Schwestern dort bis Ende März 1945 Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion leisten.
Im April 1945 werden Katalin und Erszebet auf einem Todesmarsch von sowjetischen Truppen befreit. In der Hoffnung, ihre Familie wieder zu treffen, kehren sie nach Ungarn zurück. Doch ihre Eltern sind tot. 1947 wandern die Schwestern nach Palästina aus. Dort heiratet Kalina und nimmt den Namen Zahava Szász Stessel an. Mit ihrem Mann emigriert sie 1957 in die USA, wo sie noch heute lebt.
Katalin Szász (rechts) mit ihrer Schwester, vor 1939.
Ihre Kindheit verbrachte Katalin bis 1944 mit ihrer jüngeren Schwester Erszebet (später nannte sie sich Hava), ihren Eltern und Großeltern in Ungarn. Die Familie besaß dort ein Geschäft für Kleidung, Schuhe, Kaffee und Bücher. Die antijüdischen Gesetze in Ungarn von 1939 und 1942 trafen das Familienunternehmen schwer. Katalin musste frühzeitig die Schule beenden, da sich ihre Eltern den Besuch nicht mehr leisten konnten.
(Zahava Stessel)
Transportliste von Bergen-Belsen nach Markleeberg, 17. Dezember 1944 (Seite 1 und 4 von 6).
Katalin und ihre Schwester (auf der Liste die laufenden Nummern 225 und 226) gaben sich an der Rampe in Auschwitz-Birkenau als älter aus, woraufhin sie als „arbeitsfähig“ selektiert wurden. Sie kamen zunächst in das KZ Bergen-Belsen. Im Dezember 1944 wurden beide mit 300 anderen Frauen und Mädchen zur Zwangsarbeit in das KZ-Außenlager Leipzig-Markleeberg überstellt.
(Arolsen Archives)
„Nach einigen schrecklichen Arbeitseinsätzen in einem Steinbruch bekamen Hava und ich Aufgaben in Innenräumen. Hava wurde zufällig einer automatischen Maschine zugeteilt und ich bekam die Aufgabe, die Böden in der Fabrik um die Maschinen herum mit einem schweren Besen zu kehren.“
Bericht von Zahava Stessel über die Zwangsarbeit in Markleeberg, 2021.
Die Frauen wurden im Motorenwerk der Junkers-Werke eingesetzt, wo sie Flugzeugteile produzieren mussten. Katalin war zu klein für die Arbeit an der Maschine und erhielt die Aufgabe, herabfallende Metallspäne zusammenzukehren. Diese leichtere Arbeit rettete ihr das Leben.
(privat)
Die 16-jährige Katalin Szász im DP-Camp Indersdorf bei München, 1946.
Nachdem die Schwestern auf einem Todesmarsch von sowjetischen Soldaten befreit worden waren, kehrten sie nach Ungarn zurück. Sie hofften, wenigstens ihren Vater wiederzutreffen. Als sie erfuhren, dass keiner ihrer Familienangehörigen überlebt hatte, entschieden sie sich, nach Palästina auszuwandern. Von einem DP-Camp im Kloster Indersdorf aus reisten sie über Frankreich nach Palästina, wo sie im Februar 1947 ankamen.
(Zahava Stessel)
Zahava Stessel mit ihrer Schwester Hava Ginsburg in Leipzig-Markleeberg, 1998.
In den 1990er Jahren setzte sich Zahava Stessel zusammen mit anderen Überlebenden für die Neugestaltung der Gedenktafel am ehemaligen KZ-Außenlager in Markleeberg ein, die 1998 eingeweiht wurde. Zahava sprach mehrfach mit Schüler:innen über ihre Lager-Erfahrungen. 2008 wurde ihr die Ehrenbürgerschaft der Stadt Markleeberg verliehen.
(Gedenkstätte Buchenwald)