Rolf Kralovitz
Als ungarischer Jude aus Leipzig nach Buchenwald
Rolf Kralovitz wird 1925 geboren und verbringt seine Kindheit mit seinen Eltern und seiner Schwester Annemarie in Leipzig. Ab 1935 lebt der Vater in Ungarn. Von der 1942 beginnenden Deportation der Leipziger Jüdinnen und Juden in Ghettos im besetzten Osteuropa bleibt die Familie zunächst verschont, weil sie die ungarische Staatsbürgerschaft hat. Im Oktober 1943 werden Rolf, seine Mutter und seine Schwester aber doch von der Gestapo verhaftet. Mutter und Schwester werden nach Ravensbrück deportiert und dort ermordet, der 18-jährige Rolf wird in das KZ Buchenwald eingewiesen.
Dort kommt er in das Maurerkommando und ist zusammen mit anderen jüdischen Häftlingen in Block 22 untergebracht. Zeitweise arbeitet er im Lager auch als Friseur für die SS und Funktionshäftlinge. Am 11. April 1945 wird er in Buchenwald befreit.
Im Mai 1945 kehrt Rolf Kralovitz nach Leipzig zurück und siedelt 1946 nach Westdeutschland über. Er wird ein bekannter Schauspieler und Autor, 2015 verstirbt er in Köln.
Rolf Kralovitz als 14-Jähriger (hintere Reihe, zweiter von links) mit Freunden auf dem Schulhof der Carlebach-Schule, 1939.
Weil ihm der Besuch einer staatlichen Schule verboten war, besuchte Rolf Kralovitz seit 1935 die von Ephraim Carlebach geleitete „Höhere Israelitische Schule“ in Leipzig.
(Nachlass Rolf Kralovitz)
Bescheinigung über die ungarische Staatsangehörigkeit von Rolf Kralovitz, 6. April 1943.
Bis zur Besetzung Ungarns durch die Wehrmacht im Frühjahr 1944 schützte die ungarische Staatsangehörigkeit Jüdinnen und Juden vor der Deportation in Vernichtungslager. Max Kralovitz, der Vater von Rolf, lebte seit 1935 in Ungarn, konnte die Familie aber nicht nachholen. 1944 wurde er nach Auschwitz-Birkenau deportiert und ermordet.
(Nachlass Rolf Kralovitz)
Häftlingspersonalkarte des KZ Buchenwald von Rolf Kralovitz, 12. Oktober 1943.
Am 12. Oktober 1943 wurde Rolf Kralovitz mit vier weiteren männlichen Juden aus Leipzig in das KZ Buchenwald eingewiesen und als ungarischer jüdischer Häftling erfasst. Der Stempel „Hollerith erfaßt“ verweist darauf, dass seine Daten in einer Lochkarten-Kartei erfasst wurden. Diese dienten der Organisation der KZ-Zwangsarbeit.
(Nachlass Rolf Kralovitz)
Aufnahmebogen der Schreibstube im KZ Buchenwald für Rolf Kralovitz, 12. Oktober 1943.
Der handschriftliche Vermerk „Dikal“ („Darf in kein anderes Lager“) wurde von der Gestapo für jüdische Häftlinge angegeben, die die Staatsbürgerschaft eines verbündeten oder neutralen Landes hatten. Die Gestapo wollte den Zugriff auf diese Häftlinge behalten und verhindern, dass sie in andere Lager überstellt werden.
(Arolsen Archives)