Shraga Milstein (geb. Feliks Milsztajn)
Aus Polen nach Buchenwald und Bergen-Belsen

Feliks Milsztajn wird 1933 in der polnischen Stadt Piotrków Trybunalski geboren. Im Oktober 1939 zwingen die deutschen Besatzer die jüdische Familie in ein Ghetto. Die Mutter wird 1944 in das KZ Ravensbrück deportiert; die beiden Brüder und den Vater bringt die SS Ende 1944 in das KZ Buchenwald. Dort stirbt der Vater.

Die SS überstellt Feliks Milsztajn im Januar 1945 zusammen mit anderen Kindern in das KZ Bergen-Belsen. Dort wird er am 15. April 1945 befreit. Später erfährt er, dass seine Mutter ebenfalls nach Bergen-Belsen verschleppt wurde. Sie starb kurz nach der Befreiung, ohne dass sich die beiden noch einmal wiedersahen.

Im Mai 1945 gelingt es dem 12-Jährigen, seinen in Buchenwald zurückgebliebenen 9-jährigen Bruder nach Bergen-Belsen bringen zu lassen. Wenig später kommen die beiden in ein Kinderheim nach Schweden, ehe sie 1948 nach Israel ausreisen. Dort ändert Feliks seinen Namen in Shraga Milstein und wird Lehrer sowie Leiter des Massuah Institute for Holocaust Studies. Seit 2019 ist er Vorsitzender des Beirates der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten.

Feliks Milsztajn (heute Shraga Milstein) mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder Markus (links), vor 1939.

Zum Zeitpunkt des Überfalls der Wehrmacht auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs war Feliks Milsztajn sechs Jahre alt.

(privat)

Häftlingspersonalkarte des KZ Buchenwald für Feliks Milstajn (heute Shraga Milstein), 2. Dezember 1944.

Einen Monat später überstellte die SS den Jungen nach Bergen-Belsen. Auf der Karte ist als Geburtsjahr 1932 statt 1933 angegeben. Der Vater hatte seinen Sohn gegenüber der SS als ein Jahr älter ausgegeben, um ihn zu schützen.

(Arolsen Archives)

„Im November 1944 wurden wir in einem Viehwaggon nach Deutschland verfrachtet – mein Vater, mein Bruder und ich nach Buchenwald, meine Mutter nach Ravensbrück. Als wir uns am Bahnhof trennten, war das das letzte Mal, dass ich sie sah. Ein paar Tage nach unserer Ankunft in Buchenwald kam mein Vater abends mit einem strengen Blick in unsere Baracke zurück. Er nahm meinen Bruder und mich beiseite und sagte: ‚Wir müssen uns trennen und wir werden uns nicht mehr sehen. Pass auf Deinen jüngeren Bruder auf, merkt euch eure Namen und die Tatsache, dass ihr Familie in Palästina habt.' Er gab uns eine Umarmung und wir gingen schlafen. Später erfuhr ich, dass er am nächsten Tag im Alter von 43 Jahren getötet wurde. Alle meine Bemühungen im Laufe der Jahre, herauszufinden, was passiert war und woher er sein Schicksal kannte, waren vergeblich. Einige Wochen später wurde ich mit einer Gruppe von Freunden meines Alters in das Konzentrationslager Bergen-Belsen verlegt.“

Aus der Rede von Shraga Milstein zum Holocaustgedenktag im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York, 27. Januar 2020.

(United Nations)

Feliks Milsztajn (heute Shraga Milstein) mit anderen überlebenden jüdischen Kindern im Internat Torekulls in Billesholm, 1946.

In dem Heim nahe Malmö in Südschweden lebten ab 1945 jüdische Waisenkinder, die Buchenwald, Bergen-Belsen und andere Konzentrationslager überlebt hatten.

(privat)

Unterricht in Billesholm, 1946.

Erster von links: Feliks Milsztajn (heute Shraga Milstein). In dem Heim wurden die Kinder auf die Ausreise nach Israel vorbereitet. Rechts Egon Kux, Leiter des Heimes und Funktionär des HeHalutz (Dachverband zionistischer Jugendorganisationen).

(privat)