Abschreckung durch Zwangsarbeit: Arbeitserziehungshäftlinge
Von 1941 bis 1944 bestand im KZ Buchenwald ein Arbeitserziehungslager der Gestapo. Arbeitserziehungslager (AEL) dienten der Bestrafung für deutsche, vor allem aber ausländische Zivilarbeiter:innen, die sich angeblich der Arbeit verweigerten. Durch die zeitlich begrenzte „Arbeitserziehung“ sollte die Arbeitsdisziplin aufrecht erhalten bleiben.
Zwischen April 1941 und März 1944 wurden fast 2000 Jugendliche und Männer als „Arbeitserziehungshäftlinge“ in das KZ Buchenwald eingewiesen. Nach drei bis acht Wochen entließ die SS den Großteil wieder. Etliche überlebten die harte Zwangsarbeit aber nicht.
Ab November 1942 wies die Gestapo fast ausschließlich Kinder und Jugendliche aus der Sowjetunion in das AEL Buchenwald ein. Die jugendlichen Arbeitserziehungshäftlinge wurden gemeinsam im Block 8, dem späteren Kinderblock, untergebracht. Ab Mitte 1943 wurden die AEL-Häftlinge nicht mehr entlassen, sondern blieben fast alle als KZ-Häftlinge in Buchenwald.
Effektenkarte von Wasil Sawtschuk, 13. August 1942.
Am 13. August 1942 lieferte die Staatspolizei Halle den 12-jährigen Wasil Sawtschuk (in manchen Dokumenten Sowtschuk) ins Arbeitserziehungslager Buchenwald ein. Zehn Wochen später wurde er entlassen und in das Polizeigefängnis Halle überstellt. Wasil Sawtschuk war einer der jüngsten Arbeitserziehungshäftlinge in Buchenwald.
(Arolsen Archives)
Häftlingspersonalkarte des KZ Buchenwald von Tadeus Gaszweski, 11. März 1944.
Zwar wurde Tadeusz Gaszewski als Arbeitserziehungshäftling in das KZ Buchenwald eingewiesen. Die SS registrierte ihn aber als Häftling in der Kategorie „politischer Pole – Jugendlich“. Ob Tadeusz Gaszewski überlebt hat, ist nicht bekannt.
(Arolsen Archives)
Zwangsarbeit im Rüstungswerk. Gleisanschluss der Buchenwald-Bahn in den Gustloff-Werken II, 1943.
1942 wurde in Buchenwald mit dem Bau des Gustloff-Werkes II begonnen. Nach seiner Fertigstellung sank das Interesse der SS an Arbeitserziehungshäftlingen, da vornehmlich KZ-Häftlinge im Werk eingesetzt wurden. 1943 richtete die Gestapo in Röhmhild im Thüringer Wald ein zentrales AEL für Thüringen ein. In das AEL Buchenwald wurden fast nur noch Jugendliche eingewiesen. Sie mussten in den besonders schweren Schacht- und Baukommandos auf dem Gelände des Gustloff-Werkes II oder im Bahnbau arbeiten, etliche starben.
(Gedenkstätte Buchenwald)
„Im Baukommando I hatten wir 250 Jugendliche, Bürger der SU, Polens und Juden. Wir suchten Lösungswege, um die Jugendlichen vor dem Untergang zu retten. […] Etwa 150 Jugendliche mussten Mauersteine vom Lagerplatz, wo die Steine lagerten, etwa 2000 m bis zu den Baustellen der Gustloff-Werke II (Hallenbau) tragen.
Den ersten Tag trugen sie 2 Mauersteine auf den Schultern, in den Händen oder Armen. Den zweiten Tag wurden sie von den Kontrollposten der SS-Scharführer Schmidt u. a. auf dem Lagerplatz zum Tragen von 4 Steinen gezwungen. Die SS-Scharführer begannen wie tollwütige Hunde: Wollt Ihr die Steine nicht schneller tragen oder aufnehmen und wollt Ihr schneller laufen? Und sind noch einige 100 m mitgelaufen; die Jugendlichen wurden geschlagen, und die Folge war, dass viele gestürzt sind, vor Angst ließen sie die Steine fallen. Das hatte zur Folge, dass halbe Steine zur Baustelle gebracht wurden.“
Bericht von Ernst Plaschke über die AEL-Häftlinge als Zwangsarbeiter in Buchenwald, April 1979.
Vor allem ungelernte jugendliche AEL-Häftlinge mussten besonders schwere Zwangsarbeit leisten. Ernst Plaschke war in Buchenwald Kapo des Baukommandos I. Nach seiner Befreiung schilderte der einstige politische Häftling die Bedingungen, unter denen die Jugendlichen Steine auf die Baustelle des Gustloff-Werkes II schleppen mussten.
(Gedenkstätte Buchenwald)
Weiterführende Informationen:
Lebendiges Museum Online: Arbeitserziehungslager im Deutschen Reich. Deutsches Historisches Museum
dhm.de.
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