„Aktion Arbeitsscheu Reich“ 1938
1938 verdoppelten sich die Häftlingszahlen in den Konzentrationslagern. Im Rahmen der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ (ASR) wies die Polizei über 10.000 Männer und einige hundert Frauen als angeblich “asozial” in die Lager ein – überwiegend Erwachsene, aber auch einige Jugendliche. Etwa 4000 Männer kamen nach Buchenwald, darunter etwa 1200 Juden. Die mit einem schwarzen Häftlingswinkel Markierten bildeten kurzzeitig die Mehrheit im Lager.
Als “asozial” oder auch “gemeinschaftsfremd” galten alle, die außerhalb der propagierten “Volksgemeinschaft” standen, etwa Arbeitslose, Bettler:innen, Landstreicher:innen sowie als „Zigeuner“ Verfolgte. Die Polizei arbeitete bei den Verhaftungswellen eng mit den Arbeits- und Wohlfahrtsämtern zusammen.
Erst im Jahr 2020 erkannte der Bundestag die als asozial Verfolgten als NS-Opfer an.
„Man nennt sie die Arbeitsscheuen. Es ist uns verboten, mit ihnen zu sprechen. Meistens sind es Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, denen man hier im Lager das Arbeiten lernen will. Sie bekommen schwarze Markierung. […] Junge Menschen mit spindeldürren Beinen sollen hier unter Aufsicht der sattgefütterten SS das Arbeiten lernen. […] Die Unterbringung der „Arbeitsscheuen“ ist die Schändlichkeit selbst. In aller Eile ist eine große Baracke unterhalb der anderen Baracken aufgeschlagen, in der fast alle Inneneinrichtung fehlt. So hausen sie und sterben massenweise.“
Bericht vom politischen Häftling Moritz Zahnwetzer über die Ankunft der Verhafteten der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ in Buchenwald 1938, 1946.
(Moritz Zahnwetzer: KZ Buchenwald. Erlebnisbericht Kassel 1946)
Häftlingspersonalkarte von Kurt Ansin, 1938.
Kurt Ansin wurde im Juni 1938 im Alter von 16 Jahren als „Zigeuner“ in das KZ Buchenwald eingewiesen. Seine Karteikarte stempelte die SS mit dem Kürzel „A.S.R.“ (Aktion Arbeitsscheu Reich). Kurt Ansin musste auf seiner Häftlingskleidung den schwarzen Winkel der sogenannten „Asozialen“ tragen.
(Arolsen Archives)
„Merkblatt zur Erfassung der Gemeinschaftsunfähigen“, Rassenpolitisches Amt Steiermark, Dezember 1942.
Zur Ideologie der „Volksgemeinschaft“ gehörte neben dem Rassismus auch der Leistungsgedanke. Menschen ohne Arbeit wurden als „unwert“ und als Ballast angesehen, weshalb sie durch Zwangsarbeit „diszipliniert“ werden sollten. Dabei wurde der Begriff „gemeinschaftsunfähig“ sehr weit gefasst.
(Landesarchiv Steiermark)
„Vorbeugende Verbrechensbekämpfung“. Erlass des Chefs der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich an die Kriminalpolizeileitstellen, 1. Juni 1938.
Die KZ-Einweisungen sogenannter Asozialer erfolgten 1938 in zwei Wellen. Der Erlass vom 1. Juni 1938 bildete die Grundlage der zweiten Verhaftungswelle im Juni 1938, der sogenannten Juni-Aktion.
(StA Marburg)
Jugend im KZ Buchenwald
1938: Als „Aktionsjuden“ nach Buchenwald verschleppt
Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wies die Gestapo 30.000 Juden in die Konzentrationslager ein. Unter fast 10.000 nach Buchenwald verschleppten Männern, von der SS als „Aktionsjuden“…
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