Kurt Ansin
Ein Sinto aus Magdeburg

Kurt Ansin wird am 2. Oktober 1921 geboren. Er wächst in Magdeburg auf. Die dort lebenden Sinti:zze werden ab Mitte der 1930er Jahre aus dem städtischen Leben verbannt und dauerhaft unter Polizeiaufsicht gestellt. Familie Ansin muss ab 1938 im „Zigeunerlager“ Holzweg leben.

Im Zuge der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ verhaftet die Kriminalpolizei Kurt Ansin im Juni 1938 und weist ihn zusammen mit seinem Vater in das KZ Buchenwald ein. Dort stirbt der Vater. Kurt Ansin wird 1939 entlassen und kehrt nach Magdeburg zurück. 1943 wird er jedoch erneut verhaftet und mit seiner Familie in das „Zigeuner-Familienlager“ Auschwitz-Birkenau deportiert. Von dort überstellt ihn die SS 1944 über Buchenwald in das Außenlager Ellrich-Juliushütte des KZ Mittelbau-Dora.

Kurt Ansin überlebt, doch fast alle Angehörigen wurden ermordet. Kurt Ansin heiratet und gründet eine Familie mit acht Kindern. 1984 stirbt er mit nur 61 Jahren an den körperlichen und seelischen Folgen seiner Lagerhaft.

(Bundesarchiv)

Kurt Ansin, Februar 1940.

Mitarbeiter der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“ unter der Leitung von Robert Ritter und Eva Justin nahmen dieses Foto von Kurt Ansin im Magdeburger Zwangslager auf. Kurz zuvor hatte die Magdeburger Polizei alle Sinti:zze als angeblich Kriminelle erfasst und eine „Zigeunerkartei“ angelegt.

(Gedenkstätte Buchenwald)

Kurt Ansin (rechts) im Alter von 15 Jahren mit einem Freund, 1937.

Bis 1938 lebte Kurt Ansin zusammen mit seiner Familie in Dessau-Roßlau. Er gehörte zu den wenigen Überlebenden der dortigen Minderheit der Sinti:zze. Sein gleichaltriger Freund neben ihm wurde, wie auch seine Geschwister, in Auschwitz ermordet.

(Hanns Weltzel/ University of Liverpool Library)

Das „Zigeunerlager“ am Großen Silberberg in Magdeburg.

Im Mai 1935 wurde durch die Stadt Magdeburg das „Zigeunerlager“ Magdeburg Holzweg eingerichtet, in das Kurt Ansin zusammen mit den anderen Sinti*zze aus Anhalt kurz vor seiner Verhaftung 1938 abgeschoben wurde. In dem Lager lebten die Sinti*zze unter elenden Bedingungen und ständiger Überwachung durch die Polizei.

(Stadtarchiv Magdeburg)

Von Auschwitz zurück nach Buchenwald. Häftlingspersonalkarte von Kurt Ansin, 17. April 1944.

Im April 1944 wurde Kurt Ansin von der SS aus Auschwitz erneut nach Buchenwald und wenig später in die KZ-Außenlager Ellrich-Juliushütte und Harzungen geschickt. Dort musste er auszehrende Zwangsarbeit auf Baustellen leisten.

(Arolsen Archives)

„Mein Großvater war der einzige Überlebende von elf Geschwistern. Nur seine Mama und er sind übrig geblieben. Das muss man sich vorstellen: Die wollten uns wirklich ausradieren. Mein Großvater war später ein gebrochener und kaputter Mann. Aber wir sind ein sehr stolzes Volk. So war es das Ziel meines Großvaters, wieder einen großen Clan aufzubauen – auf dass wir wieder ganz viele werden.“

Bericht von Janko Lauenberger über seinen Großvater Kurt Ansin, August 2012.

Kurt Ansin zählte zusammen mit seiner Mutter Anna Donna Ansin und Adelheid Krause zu den drei einzigen Überlebenden des Magdeburger „Zigeunerlagers“. Trotzdem wurde er in der DDR zunächst nicht als Verfolgter des NS-Regimes anerkannt. Sein Enkel erinnert an die Familiengeschichte.

(TAZ)

Kurt Ansin und seine Frau Helene, genannt Kaula, undatiert (1970er Jahre).

Nach dem Krieg lebte Kurt Ansin mit seiner Familie in Berlin. Seine Frau Helene war eine Cousine von Erna Lauenburger, Spitzname Unku, die als Vorbild für den Roman „Ede und Unku“ von Grete Weißkopf diente.

(Reimar Gilsenbach)

Weiterführende Informationen:

Kurt Ansin. Ein Sinto aus dem Lager Magdeburg Holzweg (Audio)
buchenwald.de.