Willy Blum
Das „vergessene“ Kind auf der Liste

Willy Blum kommt am 26. Juni 1928 als achtes von zehn Kindern in Rübeland (im Harz) auf die Welt. Sein Vater Alois und seine Mutter Toni besitzen ein Marionettentheater, mit dem die Familie umherzieht. 1943 deportiert die Kriminalpolizei die Familie als „Zigeuner“ nach Auschwitz-Birkenau.
Am 3. August 1944, nach der Auflösung des „Zigeuner-Familienlagers“ Auschwitz, kommen Willy und sein zehnjähriger Bruder Rudolf nach Buchenwald. Ende September soll Rudolf zurück nach Auschwitz und damit in den sicheren Tod deportiert werden. Willy entscheidet sich, mit seinem Bruder zu gehen und meldet sich „freiwillig“ für den Transport, für den ursprünglich auch Stefan Jerzy Zweig vorgesehen war. Die beiden Brüder Willy und Rudolf werden vermutlich kurz nach ihrer Ankunft in Auschwitz von der SS ermordet.

Die bis 2018 ausbleibende Erinnerung an Willy Blum steht im Kontrast zu der weltberühmten heroischen Rettungsgeschichte des „Buchenwaldkinds“ Stefan Jerzy Zweig.

Die Marionettenspielerfamilien Blum und Elsner vor ihrem Wohnwagen. Der zweijährige Willy (Bildmitte) auf dem Arm seiner Schwester Anna, 1930.

Es handelt sich um das einzig erhaltene Foto von Willy Blum. Die Blums waren seit Generationen Schausteller:innen, die von Ort zu Ort zogen, um ihre Kunst darzubieten. Außer Willy und Rudolf überlebten alle Familienmitglieder.

(privat)

Häftlingspersonalbogen des KZ Buchenwald für den 16-jährigen Willy Blum, 3. August 1944.

Willy Blum kam am 3. August 1944 gemeinsam mit seinem zehnjährigen Bruder Rudolf mit einem Transport von Auschwitz nach Buchenwald. Als Grund seiner Verhaftung ist auf dem Dokument „Zigeuner“ angegeben.

(Arolsen Archives)

„… wogegen keine Bedenken bestehen“. Der Lagerarzt von Buchenwald bestätigt die Transportfähigkeit von Willy Blum, 23. September 1944.

Der Buchenwalder SS-Arzt Dr. Bender bescheinigte den beiden Sinto-Jungen Willy Blum und Walter Bamberger nach einer Untersuchung ihre Transportfähigkeit, beide „wollen auf Transport mit ihren Brüdern“.

(Arolsen Archives)

Zusatzblatt für die Transportliste nach Auschwitz, 25. September 1944.

Als Ersatz für Stefan Jerzy Zweig wurde unter der laufenden Nummer 200 Willy Blum eingetragen.

(Arolsen Archives)

Späte Erinnerung. Cover des Buches „Das Kind auf der Liste“ von Annette Leo, 2018.

Die Geschichte von Willy Blum und seiner Familie wird erst durch die Recherchen von Annette Leo rekonstruiert und 2018 veröffentlicht.

(Aufbau Verlag)

Weiterführende Informationen:

Gedenkstein für Willy Blum im Rahmen des Projektes „Gedenksteine Buchenwald-Bahn“:
gedenksteine-buchenwaldbahn.de.